Dieser Artikel ist Teil der Serie “Der Dachstuhl – Vom Anfang zum Ende”
Wir haben uns im
- ersten Beitrag mit dem Rohstoff Holz, besonders der Fichte beschäftigt.
- zweiten Beitrag mit der Anlieferung und Verarbeitung des Rundholzes befasst.
- dritten Beitrag ging es rund um’s Aufstellen eines Dachstuhles.
- bei diesem Beitrag geht es ums’s Firstbier, bzw. dem Richtfest.
Das Firstbier, zu deutsch das Richtfest, ist ein schöner Brauch, mit dem der Bauherr seinen Dank an die Handwerker und andere am Bau Beteiligte ausdrückt, sowie eine Bitte um Gottes Segen für dieses Haus. Es findet statt, sobald der Dachstuhl auf dem Rohbau errichtet ist. Auch wenn sich das Richtfest an die Handwerker richtet, werden dennoch auch Verwandte, Freunde und Nachbarn eingeladen.
Das Dach erhält einen Richtbaum, geschmückt mit blau/weißen Bändern und einer der Zimmerleute hält eine kurze Ansprache, den Richtspruch.
Bei uns ist es so, dass der Zimmermeister ein Glas, das mit Sekt gefüllt ist, hält. Nach dem letzten Satz, „Und dieses Glas muss sterben, bring Glück mit deinen Scherben!“ wird das Glas zu Boden geworfen und ist (hoffentlich) zu Bruch gegangen.
Im Anschluss an den Richtspruch wird gefeiert, der so genannte Richtschmaus findet meist auf der Baustelle statt. Der Bauherr richtet das Fest aus, was sein Dank an die beteiligten Handwerker ist. Es ist gleichzeitig eine Gelegenheit, um Freunden und Verwandten den Baufortschritt vorzuführen. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Getränke und Speisen zum Beginn oder Ende eines Bauabschnittes zudem Teil des Handwerkerlohns.
Der Name Richtfest leitet sich vom Ausdruck aufrichten oder errichten her, mit dem das Aufstellen des Dachstuhls bezeichnet wird. Deshalb heißt das Richtfest in der deutschsprachigen Schweiz auch Aufrichte.
Wir wollen gratulieren,
gerichtet ist das Haus,
hat Fenster und hat Türen
und sieht gar stattlich aus.
Der Maurer hat’s gemauert,
der Zimmerer überdacht;
doch dass es hält und dauert,
das steht in Gottes Macht.
Schützt auch das Dach vor Regen,
die Mauer vor dem Wind,
so ist doch allerwegen an Gott allein gelegen,
ob wir geborgen sind.
Und dieses Glas muss sterben,
bring Glück mit deinen Scherben!
(Quelle: Udo Herkenroth)
Bei dem nächsten Beitrag zum Thema „Der Dachstuhl, vom Anfang bis zum Ende“ erfahren Sie mehr über die Dacheindeckung.